Was sind Zwangsgedanken

Was sind Zwangsgedanken? Hier bekommst Du die Antwort!

Jeder kennt das. Einem drängt sich ein absurder Gedanke auf, der völlig gegen den eigenen Willen geht. Wie wenn man z.B. auf einem Hochhaus steht und sich vorstellt, man würde jetzt da runter springen. Eine normale Reaktion auf einen solchen Gedanken wäre, dass man sich darüber wundert und sich aber ansonsten keine weiteren Gedanken darüber macht. Ja vielleicht lacht man sogar über den Schmarrn, den man da denkt. Zwangsgedanken sind im Prinzip das Gleiche, aber es gibt 2 Unterschiede...

More...

Unterschied Zwangsgedanken vs. Normale negative Gedanken

Zwangsgedanken im Unterschied zu normalen Gedanken

Jedem Menschen drängen sich manchmal seltsame Gedanken auf. Das ist nichts besonderes, sondern völlig normal.

Welche Eltern haben in einer Stresssituation nicht schon einmal gedacht, dass sie ihr Kind jetzt an die Wand klatschen könnten. 

Im Unterschied zu solchen normalen negativen Gedanken, die sich allen Menschen von Zeit zu Zeit aufdrängen, gibt es bei Zwangsgedanken zwei Unterschiede:

  1. Betroffene machen sich wegen den Gedanken große Sorgen
  2. Man denkt täglich lange und intensiv über die Gedanken nach

Der normale Umgang mit einem negativen Gedanken läuft in folgenden Schritten ab:

Ein negativer Gedanke tritt auf. Man wundert sich, wie man auf so einen Schwachsinn kommt, macht sich aber keine großartigen Gedanken darüber, dass man so etwas gedacht hat (es war ja schließlich nur ein Gedanke, mehr nicht). Man kümmert sich dann wieder um andere Themen und vergisst den negativen Gedanken. 

Was ist bei Zwangsgedanken anders?

Wer unter Zwangsgedanken leidet, der handhabt das anders. Ein negativer Gedanke versetzt diese Menschen in totale Panik und erzeugt große Angst. Betroffene ekeln sich vor den Gedanken und werden durch diese extrem gestresst.

Um sich wieder zu beruhigen, grübeln Menschen mit Zwangsgedanken lange und intensiv über die als seltsam wahrgenommenen Gedanken. Es werden im Geiste sorgfältig Argumente zurechtlegt, die einen Stück für Stück wieder etwas beruhigen. Dieses gedankliche Beruhigungsritual nach einem Zwangsgedanken kann mitunter einige Stunden dauern. 

Die mühsam erlangte Ruhe hält aber meistens nur für kurze Zeit. Der nächste Zwangsgedanke steht schon in den Startlöchern und kann durch verschiedene Auslöser bald wieder entstehen. 

Auslöser für einen neuen Zwangsgedanken kann im Prinzip alles mögliche sein, wie z.B.

  • eine Filmszene
  • etwas, das jemand sagt
  • eine bestimmte Situation etc.

Betroffene haben keine Kontrolle über das Entstehen der Zwangsgedanken. Gegen den eigenen Willen drängen sich diese negativen Gedanken wieder und wieder auf. 

Man hat große Angst, dass man die schrecklichen Gedanken - vielleicht sogar versehentlich - in die Tat umsetzen könnte. 

Was sind Zwangsgedanken? 

Zwangsgedanken sind (eigentlich normale) negative Gedanken, die Betroffene zutiefst verängstigen und nicht mehr loslassen. Sie zwingen den Betroffenen dazu, sich durch gedankliche Beruhigungsrituale wieder zu entspannen und so die Ängste abzubauen. 

Was sind Zwangsgedanken Themen?

Typische Zwangsgedanken

Zwangsgedanken drehen sich typischerweise immer um ganz bestimmte Themen.

Unter welchen Zwangsgedanken man leidet, hängt ganz entscheidend von den persönlichen Wertvorstellungen ab.

Hier findest Du eine Übersicht der Themen, um die sich Zwangsgedanken am liebsten drehen.

Schmutz oder Verunreinigung:
Man stellt sich vor, dass man mit bestimmten Stoffen in Berührung kommen könnte und dadurch sich selbst oder andere schädigen könnte.

Ungewolltes Unglück:
Man sorgt sich, dass man versehentlich einen Unfall oder eine Krankheit zu verantworten hat.

Körperliche Gewalt:
Die Vorstellung, man tut sich selbst etwas an oder geht unvermittelt auf eine unbeteiligte Person los und verletzt oder tötet diese.

Ordnung:
Alles muss immer am richtigen Platz sein und auf eine bestimmte Art und Weise getan werden.

Sozial unpassendes Verhalten:
Wenn man beispielsweise in einem vollen Aufzug mit fremden Menschen steht, stellt man sich vor, dass man einen lauten Furz lässt oder plötzlich losschreien muss.

Religion:
Eine gläubige Person hat gotteslästeriche Gedanken, die ihr schwere Gewissenbisse bereiten.

Sexualität:
Gedanken über sexuelles Verhalten, das man eigentlich ablehnt, z.B. dass man als heterosexueller Mann plötzlich auf seinen Arbeitskollegen stehen könnte.

Was sind Zwangsgedanken Themen?

Zwangsgedanken drehen sich um Themen, die Dir persönlich sehr wichtig sind und die für Dich einen hohen moralischen Wert haben. Sie suchen sich quasi Deine Achillesverse aus. Das macht Zwangsgedanken auch so schwer zu besiegen. 

Wodurch wird ein aufdringlicher Gedanke zu einem Zwangsgedanken?

Schlimme Gedanken

Warum leiden manche Menschen unter Zwangsgedanken, wohingegen andere den gleichen Gedanken kaum Beachtung schenken?

Der Unterschied ergibt sich aus der Bedeutung, die der Betroffene dem Gedanken beimisst.

Anstatt sich zu denken, so ein Schwachsinn und darüber zu lachen, erschrecken Menschen mit Zwangsgedanken darüber, dass sie so etwas überhaupt denken konnten. Sie stressen sich total rein und machen sich schwere Vorwürfe. 

Sie fragen sich, ob etwas mit ihnen nicht stimmt. Je mehr man sich mit den negativen Gedanken beschäftigt und darüber nachsinnt, umso mehr Zwangsgedanken treten auf. Es ist eine Spirale, die nur eine Richtung kennt. Nach unten!

Die Zwangsgedanken werden immer intensiver und versetzen Betroffene in immer intensivere Angstzustände. Es wird immer schwerer, sich wieder zu beruhigen.

Man versucht, Situationen zu meiden, die wieder einen Zwangsgedanken auslösen könnten.

Betroffene versuchen mit aller Kraft, die schlimmen Gedanken zu unterdrücken. Das kostet enorm viel Energie (und funktioniert trotzdem nicht). 

Außenstehende merken von dem Leid des Betroffenen übrigens meist gar nichts, denn Menschen mit Zwangsgedanken wirken für andere oft sehr kontrolliert und bodenständig. Das Chaos unter der äußeren Fassade ist gut behütet und bleibt anderen fast immer verborgen. 

Entscheidend ist die Bedeutung: 

Zwangsgedanken entfalten ihre Macht über den Betroffenen, weil dieser den negativen Gedanken eine intensive Bedeutung beimisst.

Beispiel für einen Zwangsgedanken

Angst Kind stirbt

Die junge Mutter Jenny ist mit ihrem 2 jährigen Sohn zuhause. Es ist Sommer und die Fenster sind offen.

Unerwartet ruft eine Freundin an, die sich ganz plötzlich von ihrem Freund getrennt hat, denn der Mistkerl hat eine Neue. Die beiden Frauen telefonieren angeregt 30 Minuten miteinander und verabreden sich für den Abend. 

Als Jenny auflegt, fällt ihr auf, dass sie gar nicht auf ihren Sohn geachtet hat. Als sie ihn sucht und findet, gefriert ihr das Blut in den Adern.

Der kleine Junge hat sich einen Stuhl ans Fenster geschoben und schaut hinaus. Jenny wohnt im 3. Stock eines Mehrfamilienhauses.

Der kleine Junge hätte mit etwas Pech aus dem Fenster fallen können! Ihr kleiner Sohn, den sie so sehr liebt, hätte jetzt tot sein können.

Jenny macht sich schwere Vorwürfe und kann nicht aufhören, über die Situation nachzudenken. 

Die Angst vor diesen schrecklichen Konsequenzen löst in Jenny den starken Drang aus, einen Schaden zu verhindern.

Jenny ist erfüllt von negativen Gedanken sowie Schuldgefühlen und versucht, sich durch ausgiebige Grübelrituale wieder zu beruhigen. 

 Die Furcht vor schrecklichen Konsequenzen

Die Angst vor möglichen schrecklichen Konsequenzen löst bei Menschen mit Zwangsgedanken den starken Drang aus, einen vorgestellten eventuellen Schaden zu verhindern.

>